Dorfchronik Fristingen
Fristingen liegt in Nordschwaben, im flachen, aber vielleicht gerade deswegen schönen Donauried auf der Verbindungsstraße Dillingen-Augsburg.
Die ältesten Funde an diesem Ort stammen aus der Urnenfelderzeit (Spätbronzezeit, 800 - 450 v. Chr.), der Hallstattzeit und der Latenezeit. Auf keltische Eisengewinnung (ab 450 v. Chr.) deuten bis zu zehn Kilo schwere Schlacken hin, die in verschiedenen Teilen der Fristingen Flur zu finden sind. Etwa 1000 Jahre später (um 500 n. Chr.) befand sich hier dann eine alemannische Siedlung, worauf Reste von Reihengräberfriedhöfen am südlichen und nördlichen Dorfrand hinweisen.
Ab 1220 ist der Ort als Fruostingen bekannt. Das Dorf befand sich unter der Herrschaft eines Ritters Fruosto. Ob dieser hier sein "Unwesen" trieb, ist leider nicht überliefert. In den folgenden Jahrhunderten blühten Handwerk und Landwirtschaft. Bis zum Aussterben des niederen Adelsgeschlecht der Fristinger in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hatten verschiedenste Gutsherrn Anteil am Fristinger Besitz. Obwohl der Dreißigjährige Krieg drei Viertel der Bevölkerung hinwegraffte, und um 1648 nur noch ca. 100 Menschen in Fristingen lebten, gab es 1742 schon wieder 500 Fristinger, unter ihnen je ein Schmied, Wirt, Müller, Bader, Wagner, Schreiner, Binder und Metzger, sowie drei Schuster, acht Weber und sechs Schneider. Politisch gehörte das Dorf bis zur Säkularisation im Jahre 1803 zum Hochstift Augsburg, danach zu Bayern.
Ein Zustandsbericht aus dem Jahr 1717 gibt Aufschluß über die Geschichte der Fristinger Pfarrkirche. 1381 weihte Bischof Albert von Salona eine Chorturmkirche zu Fristingen. Als diese baufällig wurde, veranlaßte 350 Jahre später Dorfpfarrer Waibel den Neubau und stiftete auch den Hochaltar. In den Jahren 1747-1752 entstand die neue Kirche unter Baumeister Franz Xaver Kleinhans vom Hochstift Augsburg. Bereits drei Jahrzehnte später, im Jahre 1784 wurde Fristingen von einer schweren Überschwemmung heimgesucht. Das Donauwasser habe dabei bis über die Altarstufen gereicht, Dorfbewohner wurden nach Eppisburg, Holzheim und Weisingen evakuiert, 386 Stück Vieh ertranken. Seither wird beim alljährlichen Wasserfest der Flut gedacht und in Betstunden die Abwendung ähnlichen Unglücks erfleht.
Pfarrer Josef Demleitner veranlaßte die Erweiterung der Kirche nach Westen, sowie den Anbau der Sakristei in den Jahren 1912/13. Außerdem kümmerte er sich um die Wiederherstellung des stilreichen, ursprünglichen Zustandes des Kircheninneren, das im Jahrhundert zuvor ungünstig verändert worden war. 1957 wurden Kirche und Turm außen restauriert, 1964 wurde ein neuer Pfarrhof erbaut und der alte abgerissen.
Seit 1997 erstrahlt St. Blasius wieder in schönem Glanz, da Turm mit Sonnenuhr und Westfasade erneut restauriert wurden.
Die Eigenständigkeit der Gemeinde Fristingen wurde 1978 durch die Eingemeindung als Stadtteil Dillingens aufgegeben. Doch der Dorfcharakter blieb unumstritten erhalten: reges Vereinsleben und der Zusammenhalt der Fristinger geben Zeugnis davon. Besonders 1996 wurde dies deutlich, als die Anwohner der Zollstraße per Traktorblockade auf die Lärmbelästigung durch das Kopfsteinpflaster aufmerksam machten. Galt Fristingen während des Zweiten Weltkrieges als Musterdorf, da es (neben einem Freibad) eben diese gepflasterte Hauptstraße besaß, ist es nun, über 50 Jahre später, an der Zeit, sich der immer dichter werdenden Verkehrsflut anzupassen. Die geplante Umgehungsstraße wird wohl ebenso zur Erhöhung der Lebensqualität in Fristingen beitragen, wie es die Erschließung neuer Wohngebiete, der Bau des Kindergartens und des Radwegs Richtung Dillingen in den vergangenen Jahren schon leisteten.
Da neben dörflicher Idylle durch die verschiedensten Handwerks- und Industriebetriebe auch die Wirtschaft blüht, wird das Leben der Fristinger auch beim Schritt ins nächste Jahrtausend nicht stillstehen.